Yoga oder Fitnessstudio? Welche Vorteile bietet Yoga für Männer?
Lasst uns zunächst mal mit möglichen Vorurteilen aufräumen!
Ein gängiger Stereotyp ist, dass Yoga langes Sitzen auf der Yogamatte ist und, oh Gott bewahre, dass beim Yoga endlose Mantras gesungen werden. Hinzu kommt das Gefühl der eigenen Inkompetenz aufgrund der fehlenden Biegsamkeit bei vielen Körperhaltungen. Da fühlt so mancher pragmatisch denkende Mann sich im Fitnessstudio einfach sicherer. In der „Muckibude“ ist alles klar – Man(n) strengt sich an, bekommt Muskeln und das macht eine „Gymnastik“, die auf Flexibilität und Weichheit abzielt, nun wirklich überflüssig.
Aber mal sehen, was Yoga uns alles geben kann, sobald wir die Stereotypen bei Seite räumen.
Falls wir bei dem Begriff „Gymnastik“ bleiben, so ist es unbestritten, dass Stretching und Übungen für Flexibilität der Gelenke entscheidend für die Erhaltung der Gesundheit und Aktivität von Männern sind, nicht nur nach dem 40. oder 50. Lebensjahr.
Unser Körper und Geist sind zwei Teile desselben Systems. Ein flexibler Körper macht auch den Geist flexibler und mobiler. Mit so einem Geist können Alltagssituationen leichter aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden, viele Optionen für die Steuerung der Situation in Betracht gezogen werden und man ist kreativ bei der Lösung von anfallenden Problemen. Demnach ist ein flexibler Geist eindeutig vom Vorteil.
Eins muss ich aber zugeben – es gibt paar Hindernisse auf dem Weg zur persönlichen Yogapraxis. Zusammen mit meinen Schülern versuche ich diesen Moment zu überwinden.
Für mich ist es immer schön zu beobachten, wie vom Schüler eine ruhige Kraft ausgeht und das bereits nach relativ kurzer Zeit individueller Stunden.
Anfänglich kann es durchaus zu Unsicherheiten bei einigen Haltungen (Asana) kommen. Es ist klar, dass dieser missliche Umstand bei den Yogaanfängern sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Es ist aber auch so, dass bei regelmäßiger Yogapraxis sich die Sicherheit und das Selbstbewusstsein enorm erhöhen – und das bereits nach wenigen Wochen! Dies liegt daran, dass trotz ausgeprägten großen äußeren Muskeln, die feinen und tieferliegenden Muskelstränge meistens erst einmal unterentwickelt sind, das Stützbein fängt an bei bestimmten Yogaübungen tückisch zu zittern und man verliert leicht das Gleichgewicht.
In dem wir immer mehr lernen das Gleichgewicht bei den Asanas für ein paar Atemzyklen zu halten, wirken wir auf unser Muskelgerüst stabilisierend und kräftigend. Und genau von dieser tief gelegenen Muskulatur hängen maßgebend die Gesundheit und Jugend der Wirbelsäule, der damit verbundenen Organe sowie der Gelenke ab. Nicht umsonst lernen Anhänger der Kampfkunst zunächst stundenlang in statischen Positionen zu bleiben, um viel Kraft zu bekommen. So sind sie anschließend in der Lage Holz- und Steinplatten mit bloßer Hand zu durchbrechen. Ich sage natürlich nicht, dass uns Yoga das beibringen soll, aber der Kraftaspekt ist beim Yoga reichlich vertreten. Wichtig ist, sich an die Anweisung des Yogalehrers zu halten und die richtige Abfolge der Asanas zu befolgen.
Ein guter Yogalehrer bringt ebenfalls bei, wie man sich in Aufmerksamkeitskontrolle übt.
Das ist bei Männern enorm wichtig, denn naturgemäß ist ein Mann stets bereit für jede Art von Gefahr – dies verursacht enormen Stress und kostet viel Nerven. Es ist wichtig sich rechtzeitig entspannen zu können. Genau hier setzt Yoga an. Wir lernen erst die einen Körperteile anzuspannen, diese dann zu entspannen um anschließend andere anspannen zu können und alles in Verbindung mit der Atmung. Viele andere „Trainingsarten“ konzentrieren sich selten auf die Atmung, obwohl dies eine der wichtigsten Funktionen unseres Körpers ist. Die richtige Art der Atmung kann die Belastung abmildern. Wenn wir diese Nuancen kennen und lernen unsere Aufmerksamkeit entsprechend zu lenken, entwickeln wir eine enorme Ausdauer.
Yoga ist sicherlich kein Spaziergang im Park, denn wenn wir Ergebnisse erzielen möchten, müssen wir eine gewisse Disziplin pflegen und das erfordert Willenskraft. Diese wird durch die Haltung von Asanas perfekt trainiert und wir merken immer mehr die Fähigkeit, alltägliche oder auch größere Anstrengungen, nicht zu scheuen. Ganz nebenbei erfährt auch der Charakter in kleinen Schritten eine Weiterentwicklung in Richtung „Perfektion“.
Die Entwicklung endet hier aber noch nicht, denn neben der Selbstdisziplin ist beim Yoga Konzentration das „A und O“ – im „hier und jetzt“ zu sein, oder anders ausgedrückt: mit seinem Bewusstsein bei dem zu sein was man gerade tut.
Während der Yogapraxis, beobachten wir, was mit uns passiert. Wir kontrollieren den Körper und atmen ohne Ablenkung.
Mit der Zeit kann der Geist, der an solche Konzentration gewöhnt ist, mit seiner Aufmerksamkeit lange an einer Tätigkeit haften bleiben und das macht uns bei jeder Aktivität, die wir wählen, effizienter. In unserer Welt der Ablenkung, kann sich diese Eigenschaft sich als sehr nützlich herausstellen.
In unserer Welt, die wir moderne Welt nennen, erfahren die Männer oft stressige Situationen, setzen sich Konflikten aus und erfahren einen gewissen Druck. Leistungssportler verstehen das sicherlich gut. Durch Yoga lernen der Körper und der Geist aber schnell zur Ruhe zu kommen. Dies ermöglicht in der Nacht einen tiefen Schlaf und einen guten Start in den Tag um bei Bedarf auch entschlossen handeln zu können. Durch Yogaübungen werden mögliche Blockaden im Körper aufgelöst, wir werden unsere Ängste los und der Geist erfährt eine Erleichterung. Wie gesagt unser Körper und der Geist sind zwei Teile desselben Systems. Ein ausbalancierter Geist reagiert besonnen auf Konflikte und ist erfahrungsgemäß weniger anfällig für Stress.
All diese Aspekte sind für einen Mann von entscheidender Bedeutung. Man möchte sich keinen Mann vorstellen, der schnell hysterisch wird und bei den geringsten Schwierigkeiten in Wut ausbricht – es ist ein seltsames und in keiner Situation annehmbares Verhalten, nicht wahr? Nun, man stelle sich einen unkonzentrierten Mann, der keine vernünftige Entscheidung treffen kann – auch das kann keine angenehme Situation sein. Oder jemanden, der ohne Selbstdisziplin und Willenskraft hemmungslos seinen Lastern nachgeht – strahlt so ein Mensch große Sympathie aus?
Also können wir den naiven Glauben ablegen, dass Yoga nur was für Frauen ist 😉
Zusammengefasst – welche Vorteile können einen Mann vom Yoga überzeugen?
- Yoga bietet eine harmonische Kombination aus Kraftübungen und Stretching. Die Elastizität der Muskeln wird folglich wiederhergestellt, die Gelenke mobilisieren und die Ausdauer erhöht sich.
- Infolgedessen steigt auch die Effektivität des Trainings im Fitnessstudio und natürlich auch in anderen Sportarten.
- Durch gezielte therapeutische Haltungen (Asanas) kann Yoga die Gesundheit der Männer stärken.
- Der Widerstand gegen Stress nimmt zu, die Fähigkeit sich zu konzentrieren und seinen Geist zu fokussieren steigt – Man(n) wird allgemein effizienter.
Und zum Schluss eine ernstgemeinte Frage: Bei all den Vorteilen, was könnte einen Mann davon abhalten mit Yoga anzufangen?