WAS MACHT EINEN SPIRITUELLEN MENSCHEN AUS?
Ein ganz wichtiger Punkt beim Yoga ist die Spiritualität. Aktuell sehen wir viele Menschen, die sich mit vermeidlicher Spiritualität umgeben, wie Mantrasingen, veganer Lebensweise und das Reposting von zahlreichen Osho Zitaten in den sozialen Medien. Viele Yogis besuchen zahlreiche Retreats und lassen sich wunderschön am Ozean fotografieren, tragen eigenartige Kleidung, zünden Räucherstäbchen an, haben einen Altar mit einer Mala oder Ganesha Statue sowie eine Kette mit einem „Om Anhänger“ um den Hals. Aber ist das eigentlich Spiritualität? Oder sind all diese symbolischen Gegenstände eher Attribute des aktuellen Yoga Trends? Wie würdest du Spiritualität definieren?
Ich würde es mal so versuchen: ein spiritueller Mensch schaut weiter über seinen physischen Körper und ist sich seines „Höheren Ich“ bewusst, er kennt den Sinn seines Daseins auf dieser Erde.
Er weiß, dass das Wertvollste bei einem Menschen seine Seele ist und alles Materielle erst danach kommt. Er weiß auch, dass alles in unserer Welt auf Liebe beruht und alles was geschieht, geschieht entweder aus Liebe oder aus Mangel an Liebe. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Der Mangel an Liebe, die Suche danach versetzt den Menschen in einen ängstlichen Zustand, aus dem er in diesem Fall agiert. Ein spiritueller Mensch weiß das und ausgehend von dieser Wahrheit lebt er.
Er kennt die universellen Gesetze. Ein wesentliches Gesetz lautet – das Böse gibt es nicht, das Böse entsteht aus einem Mangel an Güte. Somit macht es keinen Sinn gegen das Böse zu kämpfen. Viel effektiver ist es das Licht in sich größer werden zu lassen und es nach außen tragen, damit die Dunkelheit verschwinden kann. Der bewusste, spiritueller Mensch verbreitet keine negativen Nachrichten, beschuldigt und verletzt nicht und leidet nicht unter Rachegelüsten. Er ist sich seiner Herzqualitäten bewusst, schaltet das Licht in seinem Herzen ein und die Dunkelheit weicht. Mal ganz ehrlich, wie toll wäre es, wenn viele von uns so leben würden…
Ein spiritueller Mensch kann sich äußerlich von einem weniger spirituellen Menschen kaum unterscheiden. Denn er muss sich in unserer materiellen Welt nicht von all den Annehmlichkeiten absagen und auf den Erfolg verzichten. Er kann durchaus das Geld für einen Bentley verdienen und sich ein Dior Täschchen oder einen Brioni Anzug leisten. Er erfreut sich seines Lebens, er ist dankbar für sein Dasein und die Möglichkeiten das Leben genießen zu können.
Ein spiritueller Mensch urteilt nicht und positioniert sich auch nicht als Spiritueller, er wirkt einfach. Er trägt mit seinen Taten seine Spiritualität in die Welt hinaus. Er lebt bewusst und vergleicht die Menschen nicht. Er weiß, dass es keinen besseren oder schlechteren unter uns gibt, jeder geht seinen eigenen Weg. Es ist wichtig sein Ego von der leisen Stimme seiner Seel zu unterscheiden, das weiß ein bewusster Mensch. Er weiß um die Macht des Egos bei unbewussten Menschen und hat Verständnis für mögliche Charakterschwächen.
Ergänzend möchte ich hinzufügen – Spiritualität ist nicht das Ziel, es ist der Weg. Ein Weg, auf dem wir jedes Mal auf unserer inneren Stimme zuhören und entsprechend unserer Seele, dem Höchsten in uns, das Leben gestalten. Um diesen Weg zu gehen, müssen wir anfangen mit dem eigenen Verstand denken, wichtige Fakten in Zusammenhang bringen und zum Licht streben. Diese Entscheidung kann jeder Mensch für sich treffen.
Yoga bietet ein solides Fundament, um, den eigenen, gerne auch spirituellen Weg zu gehen. Spätestens hier kommt im modernen Yoga auch die Yogaphilosophie zur Sprache. Da Yoga seit einigen Jahrtausenden praktiziert wird, haben die Yogis bereits zur damaligen Zeit erstaunliche Erkenntnisse darüber erlangt, wie unser Geist funktioniert, wie man ihn am effektivsten zur Ruhe bringt und wie wir unsere innere Welt mit der äußeren in eine harmonische Beziehung bringen.
Ich kann es immer wieder vom Neuen beobachten, dass die meisten Yogainteressierten sich erst einmal um die verkürzte Muskulatur kümmern, oder froh sind die lästigen Rückenschmerzen loszuwerden, doch sobald, sie eine Weile am Yoga-Unterricht teilgenommen haben, entwickeln sie oft eine gewisse Neugier. Eine Neugier auf die neuen Empfindungen, die durch intensives Vorbeugen entstehen oder Neugier auf die sehr friedliche Art des Daseins, die sich spätestens bei der stillen Entspannungsphase am Ende der Übungseinheit einstellt.
Für manche scheint es, dass Yoga sie an eine Schwelle zu ihrer inneren Welt bringen kann, die sie als wertvollen Ruhepol empfinden. Und wenn sie sich nach der Yoga-Session dann womöglich als freundlicheren, toleranteren und ruhigeren Menschen wahrnehmen, dann kommt oft die Erkenntnis, dass Yoga mehr sein muss, als nur ein Fitness-Programm. Das wird auch für mich zu einer wiederholten Bestätigung, dass unser Körper mit unserem Geist und der Seele unabänderlich verwoben ist und die zeitlosen Praktiken des Yoga für die Seele zum Balsam wird, um sich als Mensch weiter zu entwickeln…